(© Marc Hoffer/AFP/Getty Images/DANKE!/ZEIT.de/Vergewaltigungen im Kongo: "Selten so kaltblütig geplant")
Dass Gewalt gegen Frauen in ausnahmslos jedem Krieg vorkommt und dass diese Form des Angriffs auf den Feind eine ganz besonders demütigende und perverse Art der Kriegsführung ist, das ist seit Jahrhunderten bekannt. Allerdings ist dem Ausmaß dieser schrecklichen Verbrechen weltweit noch niemals genügend Aufmerksamkeit gezollt worden - ganz im Gegenteil: Selbst wenn einige dieser Vergewaltigungen, dieser Schläge, dieser Morde öffentlich gemacht werden, bleiben die überlebenden Frauen dennoch allein mit ihren Schmerzen und den nachfolgenden medizinischen Katastrophen wie HIV oder AIDS, Verstümmelungen, Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten, kurz: Sendie sind und bleiben allein mit ihrer Verzweiflung, ihrer Schande.
Vor einigen Wochen allerdings haben sich im Kongo nach einer besonders abscheulichen Vergewaltigungswelle zahlreiche betroffene Frauen zusammengeschlossen, um diesem unwürdigen Ritual endlich die Stirn zu bieten und um sich gegenseitig Kraft und Unterstützung zu geben.
In dem seit Jahrzehnten von Bürgerkriegen und Rebellionen gebeuteltem Westafrika - rund um den Kongo, Ruanda, Burundi und Uganda - sind Kriegsverbrechen und damit auch Vergewaltigungen seit eh und je an der Tagesordnung. Allerdings befinden sich auch seit langem die vielgelobten Blauhelme, die Friedenstruppen der Vereinten Nationen also, dort vor Ort, um wenigstens das Allerschlimmste zu verhindern.
Da musste denn selbst Generalsekretär Ban-Ki Moon nicht nur von einem schrecklichen Scheitern seiner Friedenstruppen sprechen, sondern auch von einer Mitschuld der Vereinten Nationen an den Massakern.
In der internationalen Presse wurde fast gleichzeitig der umfassende UN-Untersuchungsbericht zu den vorangegangenen Bürgerkriegen Westafrikas veröffentlicht, was in der Presse gelegentlich Konfusion darüber auslöste, welches der Massaker in welchem Jahr da nun gerade abgehandelt wurde. Sich so schrecklich viele Tote, so furchtbare Greueltaten auch noch hochgerechnet und multipliziert vorzustellen, das war für viele, auch gutmeinende Europäer dann wohl doch zuviel. Man ging zur Tagesordnung über.
Aber auch vor Ort in Afrika fand der UN-Massaker-Bericht ein starkes Echo: Die betroffenen Staaten protestierten lautstark. Allerdings gegen den Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen - und nicht etwa gegen die dort präzise aufgelisteten Grausamkeiten oder aber gegen die Rebellenmilizen, gegen die marodierenden Rest-Armeen und gegen die verantwortlichen Regierungen Westafrikas mit ihren nimmersatten Machthabern.
Allein, dass die Opfer all dieser wirklich grausamsten Gewalt mittlerweile begonnen haben, sich lautstark und kraftvoll bemerkbar zu machen, macht Mut und gibt Hoffnung für die Zukunft Afrikas. Die verletzten und geschändeten Frauen jedenfalls wollen nicht auf immer und ewig Opfer bleiben, sie wünschen sich für sich und ganz besonders für ihre Töchter und Söhne ein anderes Afrika. Einen Kontinent, der nicht nur durch Kriege, Gewalt und Hungersnöte von sich reden macht, sondern einen, den man aus vollem Herzen und liebevoll "unsere Mama Afrika" nennen wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen