Wer sich ins Berliner Olympiastadion begibt, der kommt an der Geschichte dieses Tempels des Sports nur schwer vorbei. Auch in diesen Tagen erinnern sich viele Menschen wieder an die Austragung der Olympischen Spiele 1936, an den Pomp der Nationalsozialisten und ihre politischen Absichten, die diese Olympiade und dieses Stadion für immer prägten. Und unweigerlich fällt dann der Name Jesse Owens. Dann denkt man wieder an den großen schwarzen Läufer, der hier in Berlin 1936 nicht nur mit seinen vier Goldmedaillen Geschichte geschrieben hat. Ein Schwarzer, der mit seinen unglaublichen Siegen auf der Aschenbahn die Nazis nervös gemacht haben soll, so steht es weltweit in den Geschichtsbüchern.
Hat Hitler Owens doch die Hand gegeben? fragt "Tagesspiegel online" deshalb auch die Leser und enthüllt die Geschichte aus einer ganz anderen Perspektive, der eines alten RIAS-Reporters, der Owens persönlich kennengelernt hatte.Und dasselbe Blatt erzählt in einem anderen Artikel auch die Geschicht vom verlorenen Gold:
Jesse Owens: Das verlorene Gold
Dass man sich aber nicht nur hier in Berlin an den US-Super-Athleten erinnert, beschreibt ein Artikel in "FAZnet":
"Zur Weltmeisterschaft kehrt Jesse Owens nach Berlin zurück. Die Weltmeisterschaftsausscheidung der amerikanischen Leichtathleten in Eugene in Oregon vor kurzem begann damit, dass auf der Anzeigentafel ein Dokumentarfilm über ihn gezeigt wurde. Von da an war er ständig präsent bei den Trials. „Rückkehr nach Berlin“ hat der amerikanische Leichtathletikverband USATF zum Motto der Saison erkoren."Leichtathletik-WM in Berlin: Hommage an Jesse Owens - Berlin, Berlin - Sport - FAZ.NET
Und um zu bezeugen, dass diese Weltmeisterschaft 2009 wirklich ganz im Zeichen der Geschichte der amerikanischen Leichtathletik - die ohne Frage von den schwarzen Läufern und Jesse Owens geprägt wurde - steht, ist Jessie Owens Enkelin aus den Vereinigten Staaten mit an die Spree gekommen:
"Als Marlene Dortch, eine Rechtsanwältin im Staatsdienst, zu Hause in Fort Washington erzählte, dass sie und ihr Mann in diesen Tagen nach Berlin fliegen würden, musste sie verraten, warum: Sie wird eine Siegerehrung bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften vornehmen. Sie ist eine Enkelin von Jesse Owens. „Die Nachbarin war total aufgeregt, als sie das erfuhr“, erzählt Marlene Dortch, eine Tochter von Jesse Owens’ erster Tochter Gloria. Bis heute, mehr als ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod, wird sie immer noch überrascht vom Ruhm ihres Großvaters. „Ich wusste, dass er berühmt war. Aber ich wusste nicht, dass er eine solche Ikone ist. Für uns Kinder war er vor allem Opa.“Olympiastadion Berlin: Das Stadion des Jesse Owens - Leichtathletik-WM - Sport - FAZ.NET
"Es ist ihr erster Besuch in Berlin. Sie will nicht nur Spuren von ihrem Großvater finden, sondern auch eine besondere Verbindung pflegen, die mit der Familie des Weitspringers Luz Long. Gemeinsam mit dessen Sohn Kai Long wird Dortch den Siegern im Weitsprungwettbewerb der WM die Medaillen umhängen.Die Enkelin von Jesse Owens kommt zur Leichtathletik-WM
Angefangen hat diese Verbindung mit einem Hinweis zum Anlauf. Jesse Owens hatte sich mit seinen ersten beiden Versuchen im Weitsprungwettbewerb von 1936 nicht für das Finale qualifizieren können, sie waren beide ungültig. Luz Long riet ihm, seinen Anlauf zu verlängern. Owens hielt sich daran, und gewann vor Long die Goldmedaille. Darauf sollen sich die beiden angefreundet haben, einige Bilder aus diesen Tagen zeigen die beiden zusammen."
-berichtete die "Welt online"
Michael Reinsch berichtet in seinem oben schon erwähnten, sehr lesenswerten Artikel im "FAZnet" auch über die Stationen des Baues, vom Berliner Olympiastadion also. Von der Nazizeit und Hitlers Loge bis zu den letzten Kriegstagen, in denen viele blutjunge Männer hier noch ihr Leben verloren. Vom halbherzigen Wiederaufbau des Stadions in den 60iger Jahren bis hin zu dem modernen und vielseitig nutzbarem Bau von heute:
"Der Gebrauch der Anlage, ihre regelmäßige Belebung durch Bundesligafußball mit seinen Multikulti-Ensembles, durch Riesenkonzerte und nicht zuletzt die bevorstehenden neun Tage der Leichtathletik-Weltmeisterschaften machen die Vergangenheit dieser Anlage gewiss nicht vergessen. Doch sie lassen sie, mit neuem Klang und bunten Farben, verblassen."Aufmerksam macht er die Leser nicht nur auf die Jesse Owens gewidmete Ausstellung, sondern auch auf die Probleme, die es bis zu deren Eröffnung gab. Und der Autor zeigt noch einmal unmißverständlich auf, warum es so wichtig ist - auch und vor allem für uns Deutsche - sich an die Geschichte von Jesse Owens zu erinnern:
"Für eine richtige Eröffnung fehlten Geld und Zeit: Die Ausstellung über Jesse Owens im „Haus des Sports”.Umso wichtiger, dass sich auch Deutsche an Jesse Owens erinnern. Kurzfristig und ohne Unterstützung aus dem Kulturfonds der Bundesregierung hat das Berliner Sportmuseum eine kleine Ausstellung über Owens in den Lichthof des historischen „Hauses des Sports“ hinter dem Olympiastadion gestellt. Nicht einmal für eine richtige Eröffnung reichten Zeit und Budget. Dafür dürften die Exponate, die Owens im Sprung, im Lauf und im Gespräch zeigen, außer dass sie reichlich amerikanische Leichtathleten anziehen werden, die Organisatoren der WM auf ihrem Weg in ihre Büros in dem Gebäude stets an etwas erinnern, das sie vergessen hatten: Sport hat, zumal in Berlin, eine Geschichte. Eines ihrer Gesichter ist, zum Glück, Jesse Owens."
Aktualisierung vom 22. August 2009:
Leichtathletik-WM in Berlin - Arm in Arm vor Hitlers Augen - Leichtathletik-WM 2009 Berlin - sueddeutsche.de
Legenden der Leichtathletik: Owens ungewolltes Gold | ZEIT ONLINE
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