Freitag, 4. Juni 2010

Tod am Straßenrand

 Menschenrechtler Floribert Chebeya ist tot. 
(c) ETIENNE ANSOTTE/AFP/Getty Image/
ZEIT Online.de/DANKE!


Mord in Kinshasa: Kongos bekanntester Menschenrechtler ist tot
 von Andrea Böhm /blog.ZEIT.de

"...Der 46 jährige Chebeya zählte seit über zwei Jahrzehnten zu den konsequentesten Bürgerrechtlern im Kongo und hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Menschenrechtsverletzungen unter der Regierung von Präsident Joseph Kabila angeprangert. Er wurde wiederholt bedroht und mehrfach verhaftet, zuletzt im März 2009 von Angehörigen des Geheimdienstes ANR, als er  zusammen mit anderen Aktivisten eine Demonstration gegen Kabilas zunehmend autoritären Politikstil ankündigte. Chebeya schilderte seine Festnahme wenig später einer Gruppe internationaler Menschenrechtler: Er und andere Verhaftete wurden in ein Auto gezerrt, „dann raste ein Geheimagent mit uns durch die Straßen, in der einen Hand einen Revolver, den er zum Horror von Passanten auf entgegenkommende Fahrzeuge richtete – wie die Unberührbaren in den Zeiten Mobutus.“...
...Zu den “Unberührbaren” im Kinshasa von heute zählt John Numbi, Generalinspekteur der Polizei, den das Magazin Jeune Afrique in einem Portrait einmal als „bewaffneten Arm Kabilas“ bezeichnet hat. Numbi hatte Chebeya für den Nachmittag des 1. Juni in sein Büro vorladen lassen. Die letzten Lebenszeichen von Chebeya erhielt am Abend seine Frau per SMS. Darin teilte Chebeya mit, er sei auf dem Weg nach Hause, Numbi habe ihn doch nicht empfangen. In einer zweiten SMS wenig später kündigte er an, noch einen Umweg über die Universität zu nehmen. Dass diese zweite Nachricht tatsächlich von ihm stammt, bezweifeln sowohl seine Frau als auch andere Aktivisten..."

Kongo: Bestürzung über Tod von Menschenrechtler Chebeya 
Spiegel online

"...Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, er sei "tief schockiert" von dem gewaltsamen Tod des Bürgerrechtlers. Chebeya sei ein allseits anerkannter Verteidiger der Menschenrechte in seinem Heimatland gewesen. "Durch sein Ansehen als Vorkämpfer für Menschenrechte verdiente er sich den Respekt und die Bewunderung seiner Landsleute und der internationalen Gemeinschaft", sagte Ban. Seine Arbeit werde als wichtiger Beitrag für die Beharrlichkeit der Kongolesen im Gedächtnis bleiben.
Zugleich bot der Uno-Generalsekretär der Regierung in Kinshasa die Hilfe der Vereinten Nationen bei der Aufklärung des Verbrechens an. Er rief zu einer sorgfältigen und unabhängigen Untersuchung auf....
..Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich bestürzt über Chebeyas Tod. Sie forderte die kongolesische Regierung zu einer "unparteiischen und transparenten Untersuchung" der Todesumstände auf. Ashton sagte, sie sei "sehr besorgt über die allgemeine Verschlechterung der Lage der Verteidiger der Menschenrechte im Kongo".


Menschrechtler ermordet: Kongo verliert kritische Stimme
 VON DOMINIC JOHNSON/TAZ.de


"Der international bekannteste Vorkämpfer für die Menschenrechte in der Demokratischen Republik Kongo ist tot. Floribert Chebeya, Präsident der Menschenrechtsorganisation "Voix de Sans-Voix" (VSV), auf deutsch "Stimme der Stimmlosen", wurde nach Polizeiangaben am Mittwoch leblos in seinem Auto am westlichen Rand der Hauptstadt Kinshasa gefunden. Freunde Chebeyas gehen davon aus, dass er erschossen worden ist, möglicherweise von der Polizei, und verlangen ebenso wie zahlreiche kongolesische Organisationen eine unabhängige Untersuchung.
Mit Chebeya verliert die Demokratische Republik Kongo eine ihrer wenigen unbestechlichen Stimmen, die beharrlich auf staatliche Willkür und Gewalt und Missachtung der Menschen- und Bürgerrechte aufmerksam machen. Seit nahezu 20 Jahren ist VSV eine der wenigen Menschenrechtsgruppen im Kongo, die kontinuierlich arbeitet, Regime jeder Couleur zur Rechenschaft zieht und dabei ihre parteipolitische Unabhängigkeit bewahrt. Aus ihrem Büro in Kinshasas Stadtteil Kintambo wies VSV regelmäßig die nationale und internationale Öffentlichkeit in Presseerklärungen auf politische Morde und Verschwindenlassen sowie Verfolgung von Regierungsgegnern hin. Chebeyas Tod sei "ein enormer Verlust für das kongolesische Volk", sagte gegenüber der taz Amigo Ngonde, Präsident der mit VSV zusammenarbeitenden Organisation "Afrikanischer Menschenrechtsverband" (Asadho) in Kinshasa. 

Wie Amigo Ngonde gegenüber der taz den Hergang von Chebeyas Tod im Einklang mit anderen Quellen berichtet, folgte der VSV-Chef am späten Dienstagnachmittag einer Vorladung von Kongos Polizeichef, Generalinspektor John Numbi. Die Vorladung dazu war ihm am Montag überbracht worden mit der Ansage, den Grund dafür werde er vor Ort erfahren. Er fuhr mit seinem Fahrer Fidèle Bazana zu Numbis Büro. Wie immer bei solch heiklen Terminen hielt er ständig Kontakt zu seiner Frau. Per SMS teilte er ihr gegen 19 Uhr mit, General Numbi habe nun doch keine Zeit für ihn und er werde wieder nach Hause fahren.
Eine halbe Stunde später erhielt Chebeyas Frau eine zweite SMS, wonach er noch bei der Universität vorbeifahren wolle. Dies war Chebeyas letztes Lebenszeichen. Telefonisch erreichbar war er danach nicht mehr. Die Echtheit der zweiten SMS wird von Ngonde bezweifelt, da Chebeya sie nicht wie üblich mit seinem Namen unterzeichnet habe. Gegenüber dem UN-Rundfunksender Radio Okapi sagte seine Ehefrau, ihr Mann habe keinen Plan gehabt, abends noch in die Universität zu fahren. Am Mittwochmorgen schlug VSV Alarm und erklärte, ihr Präsident und sein Fahrer seien "verschwunden".
Am Nachmittag bestätigte Polizeigeneral Jean de Dieu Oleko den Tod Chebeyas. Das Auto sei am Morgen bei Mitendi an einer Ausfallstraße aus Kinshasa in südwestlicher Richtung gefunden worden, Chebeyas Körper "leblos auf dem Rücksitz des Wagens, offenbar ohne sichtbare Zeichen von Gewalteinwirkung". Der Fahrer sei verschwunden. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden. Die Regierung erklärte, sie bedauere Chebeyas Tod und man ermittle in alle Richtungen.
Bis Donnerstagmittag war Floribert Chebeyas Leiche von der Polizei allerdings weder freigegeben noch überhaupt zur Besichtigung zugänglich gemacht worden. Den Kollegen des VSV-Chefs teilte die Polizei zwar mit, sie dürften in die Leichenhalle des städtischen Krankenhauses kommen, dort aber wurde ihnen der Zutritt von Polizisten versperrt. "Die Polizisten betrachten die Leiche als ihr Privateigentum", sagte ein Menschenrechtsaktivist. Genauere Angaben über die Todesursache und den Hergang waren daher noch nicht zu machen. Die Polizei habe lediglich bestätigt, dass Chebeya tatsächlich ermordet wurde, hieß es.
Asadho-Chef Amigo Ngonde nennt alle näheren Mutmaßungen daher "Spekulation". Er weist jedoch darauf hin, dass Menschenrechtler in Kinshasa gefährlich leben. "Die Verteidiger der Menschenrechte leben in Unsicherheit", sagt er der taz. "Wir können nicht normal arbeiten. Aber die Behörden sagen, wir arbeiten für das westliche Ausland".
Der 47jährige Floribert Chebeya wurde schon oft bedroht oder festgenommen und war seit Jahren ständig darauf vorbereitet, im Untergrund leben zu müssen. Zuletzt verbrachte er im März 2009 knapp eine Woche in Haft, zusammen mit VSV-Vizepräsident Dolly Ibefo. Damals hatten zivilgesellschaftliche Organisationen gegen den erzwungenen Rücktritt des Parlamentspräsidenten Vital Kamerhe demonstrieren wollen, der sich mit Staatschef Joseph Kabila überworfen hatte.
 Kongos Staatspräsident Joseph Kabila mit George Bush
im Weißen Haus im Okt. 2007/Eric Draper,Whitehouse.gov/
Public Domain/Wikimedia Commons
Heute ist die Stimmung in Kinshasa auch wieder angespannt, seit Rebellen im Umfeld des in Den Haag inhaftierten Oppositionsführers Jean-Pierre Bemba vor zwei Monaten kurzzeitig die Provinzhauptstadt Mbandaka 500 Kilometer flußaufwärts von Kinshasa besetzten. Beobachter berichten von großem staatlichem Misstrauen gegenüber Kinshasa-Bewohnern, die aus dieser Region stammen und daher als verdächtig gelten. VSV hat mehrfach die Verfolgung von Bemba-nahen Militärs durch Kongos Regierung kritisiert, Asadho kritisierte vor wenigen Wochen "summarische Hinrichtungen" durch das Militär in Mbandaka.
Auch im Vorfeld der pompösen Feiern zum 50. Jahrestag der kongolesischen Unabhängigkeit am 30. Juni wolle der Staat kritische Stimmen mundtot machen, heißt es. Am 11. Mai schossen Soldaten in Kinshasa auf einen Protestmarsch einer christlichen Kirche, die die Freilassung dreier festgenommener Mitglieder forderten. Es gab einen Toten und mehrere Verletzte, und VSV sprach von "blutiger Repression". Zuletzt soll sich Floribert Chebeya mit den inhumanen Haftbedingungen in Kinshasas Gefängnissen beschäftigt haben.
In Deutschland war Chebeya ein geschätzter Gesprächspartner. Zuletzt warnte er im März bei einem Besuch in Berlin vor zunehmendem Autoritarismus im Kongo im Vorfeld der für 2011 geplanten Wahlen. Die Nachricht seiner Ermordung erreichte Deutschland pünktlich zu einem Kurzbesuch von Kongos Außenminister Alexis Thambwe Mwamba, der am Donnerstagfrüh die neue Botschaft der Demokratischen Republik Kongo in Berlin eröffnete. Nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt forderte Bundesaußenminister Guide Westerwelle bei einem Gespräch von seinem kongolesischen Amtskollegen eine rückhaltlose Aufklärung des Falles. Chebeyas Tod sollte am Donnerstag auch Thema auf der wöchentlichen Sitzung der EU-Botschafter in Kinshasa sein, wo die europäische Politik gegenüber dem Kongo abgestimmt wird."

 Foto:allAfrica.com/Thank you!


Congo-Kinshasa: Human Rights Activist Found Dead 

Congo-Kinshasa: Human Rights Activist's Death Arouses Suspicion 



Congo-Kinshasa: Prominent Human Rights Defender Killed
 allAfrica.com

"...The government of the Democratic Republic of Congo should urgently open a credible and transparent investigation with United Nations assistance into the death of the prominent human rights defender, Floribert Chebeya Bahizire, Human Rights Watch said today.
Chebeya's body was found on June 1, 2010, soon after he had visited police headquarters in Kinshasa. On June 2, the Kinshasa police chief, Jean de Dieu Oleko, announced that Chebeya's death resulted from a criminal act and that the police were investigating. Chebeya's driver, Fidèle Bazana Edadi, is still missing.
"Floribert Chebeya's shocking death is a serious blow for human rights in the Congo," said Anneke Van Woudenberg, senior Africa researcher at Human Rights Watch. "The announced police investigation needs UN help if it is to be credible and transparent and bring all those responsible to justice."
Chebeya was the executive director of one of Congo's largest and most respected human rights organizations, the Voix des Sans Voix (Voice of the Voiceless), based in Kinshasa, the capital. He was among Congo's most vocal human rights defenders, regularly exposing abuses by the country's security services and the government over many years....
...On June 1, Chebeya received a telephone call requesting his presence at the office of the inspector general of the national police, Gen. John Numbi, his colleagues told UN officials. He left his office at 5 p.m. to attend the meeting. A few hours later he contacted his family and said he was still waiting at the police inspectorate, but after 9 p.m. all communication stopped....
....On June 2, the police said that Chebeya had been found dead in his car in the Mont Ngafula area of Kinshasa. By midday on June 2, a police account implying that Chebeya's body had been found in the back seat of his car with used condoms and a sexual stimulant was circulated to journalists and others in Kinshasa, though no investigation had begun.
The authorities initially refused requests by Chebeya's family and UN human rights officials for access to the body. Today a family member, a colleague, and UN representatives were allowed to visit the morgue on the condition that they could not touch the body. They identified Chebeya and noticed a medium-size bandage on his forehead, apparently covering a wound. The rest of his body was covered with a sheet, which was not removed during the visit.
"The Chebeya family's very limited access to his body and conflicting police statements about the cause of death raise serious concerns about what really happened," said Van Woudenberg. "These irregularities indicate there may already be an attempt to cover up the truth."
Human rights defenders and journalists in Congo have faced increasing risks as a result of their work. Previous assaults and killings have rarely been properly investigated or those responsible brought to justice...."

 Foto:allAfrica.com/Thank you!

AUDIO — Audio - Congolese Human Rights Chief Found Dead

Congo-Kinshasa: UN Urges Inquiry Into Killing of Rights Activist
allAfrica.com
UN High Commissioner for Human Rights Navi Pillay, the UN Special Rapporteur on extrajudicial, summary or arbitrary executions Philip Alston and Alan Doss, the head of the UN peacekeeping force in the Democratic Republic of the Congo (known as MONUC), have all issued statements condemning the murder of Floribert Chebeya Bahizire.
Mr. Chebeya's body was found yesterday, a day after human rights organizations in Kinshasa reported that he had disappeared after being summoned to police headquarters....
"For more than 20 years, Chebeya Bahizire had survived many death threats, arrests, and ill treatment due to his work as a human rights defender. He believed in the cause of human rights and was not afraid to pursue it against all odds," said Ms. Pillay.
She noted that Mr. Chebeya was considered to be a human rights pioneer in the DRC, speaking out under the repressive rule of the former dictator Mobutu Sese Seko and then again during the rule of the former president Laurent-Désiré Kabila and the current national Government.
The High Commissioner added that the killing is part of a growing trend of intimidation and harassment of human rights defenders, journalists, political opponents, victims and witnesses in the DRC.
Mr. Doss, who is also the Secretary-General's Special Representative in the DRC, said Congolese authorities must swiftly begin an inquiry into the circumstances surrounding the killing.
Mr. Alston said the circumstances "strongly suggest official responsibility" and he echoed the calls for an independent investigation. He paid tribute to Mr. Chebeya, describing him as a "hugely respected human rights leader."

 
.....

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