Dienstag, 6. April 2010

THEMA: Südafrika, die WM und die alten Kampfeslieder


Foto: Eugene Terreblanche 2004/Anton Raath/Creative Commons-License 2.0/Wikimedia Commons

Eugene Terreblanche: Südafrikanischer Rechtsextremist ermordet
FAZ-net, dpa
"...Südafrika aber kennt schon seit Monaten nur noch eine Zeitrechnung: Wie lange ist es noch bis zur Fußball-WM? Der Alptraum Zumas und der Südafrikaner wäre es, wenn ihr Land wegen Gewalttaten und Unruhen ausgerechnet jetzt in ein schlechtes Licht geriete.
Ohnehin gibt es in den Slums der Städte seit Monaten immer wieder Aufruhr und gewalttätige Proteste wegen nicht beseitigter Müllberge, dem Ausbleiben versprochener Hilfen oder Mangel an sozialen Diensten.
Der jüngste spektakuläre Mord bringt neue Unsicherheiten - zumal die rechtsextreme Burenbewegung Terreblanches, die Afrikanische Widerstandsbwegung AWB, schon jetzt wutentbrannt „Rache“ angekündigt hat. Die Organisation, die mit hakenkreuzähnlichen Symbolen und zuweilen in SS-ähnlichen, schwarzen Uniformen auftritt, hat schon oft bewiesen, dass sie es nicht nur bei Worten belässt. Präsident Zumas Sorgen drohen weiter zu wachsen..."

Südafrika: Die Wut der Buren nach dem Mord an Terreblanche - Nachrichten Politik - Ausland - WELT ONLINE
Von Christian Putsch/Welt online Politik
"...Die Van-Raebeeck-Street ist eine dieser Landstraßen, die ins Nirgendwo zu führen scheinen. Endlose Felder am Straßenrand, hin und wieder ein Gatter, das weit draußen eine Farm vermuten lässt. Hier stoppt keiner. Hier fährt man durch. Kurz vor der südafrikanischen Kleinstadt Ventersdorp aber stehen gleich 15 Autos am Straßenrand. Polizisten sichern die Pforte zur Farm von Eugene Terreblanche. Sympathisanten des rassistischen Burenführers haben Dutzende Blumensträuße vor den rostigen Zaun gelegt haben. Dazu zwei Stofftiere: „I love you“ steht auf einem riesigen Teddy-Bären.
Selten war die Gemeinschaft der etwa 40.000 weißen Farmer des Landes so in Aufruhr. Am Samstagnachmittag wurde Terreblanche von zweien seiner Arbeiter brutal ermordet – angeblich wegen eines Streits um Geld. Er starb an Kopf- und Gesichtsverletzungen, eine Machete lag noch auf seinem Bauch, als die Polizei eintraf. Sie fand ihn im Bett, wo der 69-Jährige nach einer Herz-Operation zuletzt die meiste Zeit verbrachte. In die Statistik wird sein Tod als weiterer „Farm-Mord“ eingehen, über 1500 waren es seit Ende der Apartheid 1994. Aber dies dürfte einer der folgenreichsten sein..."
Nach Mord an Terreblanche: Explosive Stimmung in Südafrika
Von Jana Genth, ARD-Hörfunkstudio Johannesburg/tagesschau.de
"...Die südafrikanische Öffentlichkeit redet schon jetzt nicht mehr darüber, dass Terreblanche ein Rassist war, ein Rechtsextremist und ein vorbestrafter Mann. Jetzt geht es nur noch darum, dass er ein weißer Farmer war und von seinen zwei schwarzen Angestellten ermordet wurde.
Die eigentlichen Übeltäter sind schon ausgemacht: die Regierungspartei ANC. Sie sieht sich massiven Vorwürfen ausgesetzt, vor allem der Chef der Jugendliga, Julius Malema. Denn er hatte im März öffentlich ein Kampflied angestimmt, in dem dazu aufgerufen wird, Buren zu töten, also die Nachfahren der ersten niederländischen Siedler am Kap..."

Nach Mord an Extremisten: Angst vor Gewalt im WM-Land 
Von Wolfgang Drechsler, Kapstadt  / Tagesspiegel Politik
"...Dabei gibt es nach Ansicht der liberalen Demokratischen Allianz kaum einen Zweifel daran, dass das Lied „ein Klima schafft, in dem Gewalt als angemessene Antwort auf gesellschaftliche Probleme“ angesehen wird. Jede Woche sterben in Südafrika durchschnittlich zwei Farmer bei Überfällen auf ihre Höfe. Seit 1991 ist es zu rund 10 000 Angriffen gekommen, bei denen fast 2000 Landwirte starben – weit mehr als im benachbarten Simbabwe. Keine andere Berufsgruppe lebt in Südafrika heute gefährlicher, klagen Standesvertreter in der Provinz Nordwest, in der jetzt auch Terre Blanche erschlagen wurde. Die Wahrscheinlichkeit als Farmer ermordet zu werden, ist hier demnach etwa 20-mal so hoch wie für den Rest der Bevölkerung.

Kein Wunder, dass viele Landwirte hinter den Angriffen eine politische Kampagne vermuten. Mit jedem Mord wächst die Hysterie – und das Gefühl, den Angreifern angesichts der Untätigkeit der Regierung schutzlos ausgeliefert zu sein. Dabei sind alle Untersuchungsberichte zu den Farmmorden zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich um Angriffe von Diebesbanden handelt – und nicht um eine konzertierte Aktion wie in Simbabwe, wo die weißen Farmer zum Machterhalt von Diktator Robert Mugabe vom Land vertrieben wurden. Allerdings äußern die Autoren der jüngsten Studie Verständnis dafür, dass viele Farmer angesichts der bei den Überfällen angewendeten Brutalität hinter den Angriffen ethnische Säuberungen vermuteten. Tatsächlich hätten nur zwei Prozent der Überfälle rassische und politische Motive..." 
Südafrika: Ein Mord, ein Lied und die WM | Frankfurter Rundschau - Politik 
Von Laszlo Trankovits, dpa/FR-online.de
"...Die Mordrate Südafrikas liegt um 20 bis 30 Mal so hoch wie in Westeuropa - Ähnliches gilt für andere Gewalttaten.

Aber diesmal wurde noch ein anderer Makel der jungen südafrikanischen Demokratie grell beleuchtet. Denn unbestritten leidet die Gesellschaft noch immer an den Spannungen zwischen den Rassen - trotz aller Versöhnungspolitik des Nationalhelden und Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela, dessen Stimme angesichts seines hohen Alters nicht mehr zu hören ist.

Zumindest für die Opposition ist dabei der Hauptübeltäter längst ausgemacht: Schon kurz nach dem Mord an dem berüchtigten rechtsextremen Farmer stellten auch die wichtigsten Oppositionsgruppen einen Zusammenhang zwischen den "hetzerischen" Reden des Generalsekretärs der ANC-Jugendorganisation, Julius Malema, und der Gewalttat der schwarzen Arbeiter an dem weißen Farmer her.

Malema, ein wichtiger Verbündeter Zumas, fordert nicht nur die Verstaatlichung der Minen-Industrie oder die Enteignung von Ländereien. Er besteht auch darauf, "traditionelle Kampflieder" der ANC zu singen, in denen zur Ermordung von Buren aufgerufen wird: "Kill the Boer" (Töte den Farmer). Vergangene Woche besuchte er Simbabwe, wo er als Gast der ZANU-PF, der Partei des Despoten Robert Mugabe, deutlich Sympathien für die Zwangsenteignung der weißen Farmer und Unternehmer zeigte. Malema ist für die rund neun Millionen Weißen und Asiaten in Südafrika zur Symbolfigur des Schreckens geworden: Sie fürchten, der Günstling des Präsidenten sei der Vorbote eines Südafrikas, in der die Schwarzen die Macht und den Besitz an sich rissen, das Land ruinierten - wie eben Mugabe das einst blühende Simbabwe..."
History or hate speech? Apartheid-era songs open old wounds
Peter Goodspeed, National Post 

"...At funerals, trials, protest rallies, church services and union meetings, they would spill out into the street and defiantly sing and chant slogans praising the African National Congress or its jailed and exiled leaders.
Under the glares of armed soldiers they would shout "Come, Tambo, Come" or "Bring us Guns." Sometimes, their songs mimicked the war everyone expected and people stomped about, pretending to be guerrillas with guns.
As they danced, the ground would shake and they chanted:
"Ayasab' amagwala (The cowards are scared)
dubula, dubula (shoot, shoot)
The cowards are scared
Shoot, shoot
Shoot the Boer ..."
Is it history or hate speech? Under apartheid, when South Africa teetered on the brink of a race war, "struggle songs" were battle cries that galvanized the powerless in a deeply divided nation. Now, the songs' raw emotions seem to reek of racism and threaten any hope of national reconciliation.
In March, Julius Malema, the 28-year-old leader of the ANC Youth League, ignited a firestorm of controversy when he led students at the University of Johannesburg in singing Ayasab' amagwala at an ANC rally..."

Julius Malema banned from singing South African apartheid-era song
David Smith in Johannesburg/guardian.co.uk

"...Malema, who rivals president Jacob Zuma for column inches and controversy in South Africa, triggered the debate when he sang "shoot the boer" – boer is Dutch for farmer – to students at Johannesburg University.
AfriForum, a civil rights group, made an urgent court application to interdict and restrain Malema from publicly uttering any words "which can reasonably be understood or construed as being capable of instigating violence, discord and/or hatred" between black and white people.
Malema's advocate, Vas Soni, argued that without such "freedom songs", people would not have resisted the oppression of white minority rule. "We can't stop a person from embracing his history and culture," he said.
But the North Gauteng high court said the fact that some people felt threatened by the song could not be disputed. South Africa's democracy is still fragile and politicians must consider that some speech could offend other groups, it added..."

Inside Malema's mind 

Pray for Malema, urges Afriforum 




Angst vor rassistischen Unruhen

Mord an Rassistenführer: Südafrikas Rechtsextreme schwören Rache für Terre Blanche

06.04.2010: Tod eines Nazis (Tageszeitung junge Welt)

Apartheidfanatiker Terreblanche : Der Südafrikaner, der für den Rassismus lebte

Südafrika: Zum Tod von Terre'Blanche: "Unbeugsamer Siedler, Herrenmensch" 


Mord in Südafrika: Weisser Rassistenchef erschlagen


Apartheidfanatiker Terreblanche : Der Südafrikaner, der für den Rassismus lebte - Nachrichten Politik - Ausland - WELT ONLINE


Südafrika: Rechtsextremist Terreblanche ermordet
Zeit Online,dpa,AFP
"...Terreblanche hatte bereits während seiner Schulzeit die Jugendorganisation Jong Afrikanerharte (Junge Afrikanerherzen) gegründet, die das Ziel hatte, die Interessen und Traditionen der Buren zu wahren. Nach seiner Schulausbildung ging er zur südafrikanischen Polizei und diente als Freiwilliger in Südwestafrika. Danach arbeitete er als Leibwächter von Ministerpräsident John Vorster.
1973 gründete Eugene Terreblanche die AWB. Das Hauptziel der rechtsextremen Partei: die Vereinigung aller Buren in einem eigenständigen "Volksstaat". Im Juli 1983 wurde ihm wegen illegalen Waffenbesitzes und terroristischer Tätigkeiten der Prozess gemacht. Er wurde zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt.
Wegen verschiedener Gewaltdelikte gegen Schwarze geriet er erneut mit dem Gesetz in Konflikt. Terreblanche wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt und war von April 2000 bis Juni 2004 in Haft..."
Vor der WM: Diskussion um Sicherheit am Kap


Südafrika: Angst vor Gewalt verschreckt WM-Touristen

Das Bild Afrikas in den Köpfen der Europäer 

Fünf Lügen über die WM


Proteste in Südafrikas Townships vor der WM

Buses stoned in Cape Town 

Südafrikanische Polizei setzte Schrot bei Demo ein 



Südafrika: Kampf gegen Korruption

Rassismus - Südafrika bangt um sein Image

Südafrika: Zuma mahnt zur Besonnenheit
Voralberg online
"Nach dem Mord an dem weißen Rechtsextremisten Terreblanche hat Südafrikas Präsident Zuma die politischen Führer im Land zu Verantwortungsbewusstsein und Einigkeit aufgerufen. "Wir müssen uns in unseren Erklärungen allesamt verantwortlich zeigen für ein Land, das hart für die Aussöhnung arbeitet", sagte Zuma in einer TV- Ansprache. Die Anhänger des weißen Rechtsextremisten riefen zur Vergeltung auf.
"Es liegt in unserer Verantwortung, das Verbrechen zu verurteilen", sagte Zuma. Jeder solle es sich genau überlegen, bevor er sich in der Öffentlichkeit in einer Weise äußere, die den Bemühungen um den Aufbau des Landes zuwiderlaufe. Politische Führer und Organisationen dürften die Tat nicht nutzen, um "politische Punkte zu sammeln". Zuvor hatte Zuma die Bevölkerung zur Ruhe aufgerufen und vor Provokationen gewarnt, "die Rassenhass nähren". Niemand dürfe das Gesetz in seine Hände nehmen, warnte er, stellte zugleich aber klar, dass die beiden mutmaßlichen Mörder des 69- Jährigen verurteilt werden müssten..."

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