Bild: Cover from "Dandy Jim from Caroline" by Dan Emmett, London, c. 1844. Brower and Pelham are the minstrels at the bottom. Scanned from Dan Emmett and the Rise of Early Negro Minstrelsy by Hans Nathan./ Lizenz Gemeinfrei/Wikimedia Commons
"Unter Blinden ist der Einäugige König" sagt der Volksmund.
Das finden Sie aber diskriminierend, allen Behinderten gegenüber? Im besten Fall ist das Sprichwort zwar alt und vielleicht ja sogar wahr, meinen Sie, aber doch politisch ganz und gar nicht korrekt in unserer aufgeklärten, cosmopolitischen Zeit.
Was um Himmels Willen hat sich dann aber Undercover-Spezialist Günter Wallraff gedacht, als er sich und allen, die es wissen wollen (oder auch nicht!), eine bestens medienbegleitete Vorstellung von "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?" gegeben hat? Hatte ich bislang noch niemals Berührungsängste, was Anders-Pigmentierte angeht, so hat er mich mit dieser selten dummen Othello-Performance nun tatsächlich ein und für alle Mal das Füchten gelehrt. Ich bin jetzt immer vorsichtig,damit nur ja nichts abfärbt...!
Doch mal im Ernst: Gibt es in unserem Land denn wirklich nicht genug schwarze, braune, gelbe, rote - meinetwegen auch bunte, aber nicht angemalte!, lebensechte - Menschen, die realitätsnah und klar verständlich von ihren tagtäglichen Erfahrungen mit ihren blassen, deutschen NachbarInnen, MitschülerInnen, ArbeitskollegInnen, Bekannten sowie mit VerkäuferInnen, ÄrztInnen, TaxifahrerInnen, VermieterInnen, ArbeitgeberInnen, LehrerInnen und Amtspersonen aller Art berichten könnten? Da wir alle die richtige Antwort auf diese Frage ja kennen, bleibt für mich nur der Schluß, dass Sie denen wahrscheinlich noch nie zugehört haben oder aber, dass Sie diese Leute nicht für glaubwürdig genug halten.
Wenn Sie sich, lieber Herr Wallraff, in Ihrer ganz persönlichen
Minstrel show
für überzeugender halten als die Originale, dann ist Ihnen in den letzten Jahren wohl leider jedes journalistische und auch menschliche Gespür für die Realität abhanden gekommen.
Das finde ich nicht nur deshalb sehr traurig, weil ich Ihre investigative Arbeit seit vielen Jahren mehr als geschätzt habe, sondern vor allem deshalb, weil Sie mit Ihrer unsäglich schlechten Vorstellung nun mit dafür gesorgt haben, dass sich die Diskriminierer und die Rassisten in Zukunft auf Sie und Ihre "hautnahe Recherche" berufen können, wenn Sie sich ins Fäustchen lachen und sagen: "Was soll's denn, das ist doch alles gar nicht so schlimm, wie es immer dargestellt wird. Schließlich ist dem schwarzen Wallraff ja auch nichts passiert damals!"
Alle, die sich die Schminke nicht so leicht abwaschen können wie Sie, lieber Herr Kollege, werden es Ihnen täglich danken...und wenn es nur frühmorgens ist, in der U-Bahn, spät im Nachtbus oder mittags im Supermarkt an der Ecke.
Machen Sie sich doch die Mühe und lesen Sie, liebe Freunde, was Betroffene und KollegInnen noch zu diesem Thema zu sagen haben.
Der Film ist gestern in den deutschen Kinos angelaufen, das Buch findet man überall im Buchhandel - und Herrn Wallraff auf allen Fernsehkanälen und in allen Zeitungen.
Übrigens: So neu ist das "Wallraff-Experiment" nun auch wieder nicht! Schon 1980 z.B. ist ein Buch der Journalistin Gertraud Heise im Fischer-Verlag erschienen, das "Reise in die schwarze Haut" heißt und das eine vorsichtige Annäherung an die Menschen in Afrika beschreibt.
Film über Fremdenfeindlichkeit: Schwarzer Wallraff ist geschmacklos und perfide - Nachrichten Kultur - WELT ONLINE
Günter Wallraff: In fremder Haut | Gesellschaft | ZEIT ONLINE
Günter Wallraff und die Buchmesse: Der letzte Sozi - taz.de
Günter Wallraffs Erfahrung als Schwarzer: "Schwarz auf weiß" - taz.de
Porträt: Günter Wallraff - Millionär der Missstände - Kultur - sueddeutsche.de
Günter Wallraff: ''Schwarz auf Weiß'' - ''Afrika für Affen'' - Kultur - sueddeutsche.de
Buchmesse: Das Blog - Herr Wallraff, wie wurden Sie schwarz? - Leben & Stil - sueddeutsche.de
Reportagen aus einem reichen, armen Land | Kultur & Leben | Deutsche Welle | 14.10.2009
Deutschland Schwarz-Weiß | Afrika | Deutsche Welle | 22.10.2009
Leben mit Chancenlosen: Wallraffs neuer Undercover-Einsatz | Buchmesse | hr
Günter Wallraffs neues Buch: Alles muss man alleine machen - Sachbuch - Feuilleton - FAZ.NET
Wallraff – Undercover Schwarzer
Wallraff hat wieder zugeschlagen
Am eigenen Leib
22.10.2009: Ist mir auch schon passiert (Tageszeitung junge Welt)
„Lebensmüde und unrealistisch“
Wallraff: Afrika den Affen
"Schwarz auf Weiß": Der schlechtere Borat - Kultur | STERN.DE
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