Der alte Mann und die Schranke. Das 3. Filmfestival »Afrikamera« in Berlin
Mit der Deutschlandpremiere des Spielfilms »Un homme quie crie« (Tschad/F/Belgien 2010, Foto) wird heute in Berlin das 3. Filmfestival »Afrikamera« eröffnet. Der Film erzählt, wie eine Familie im Tschad an den Verhältnissen zerbricht. Nein, nicht schon wieder eine Opfer-Geschichte aus Afrika!? »Un homme quie crie« ist anders. Es geht um Adam, der als Bademeister in einem Luxushotel in die Jahre gekommen ist. Chinesische Investoren übernehmen das Haus. Der Bademeister wird zum Parkplatzwächter degradiert, muß fortan eigenhändig Schranken für drängelnde, hupende Autofahrer heben. Die Hölle auf Erden, zumal in einem Land, das kurz vor einem Bürgerkrieg steht. Hotelbademeister wird Adams Sohn Abdel. Die beiden überwerfen sich. Als Abdel zwangsrekrutiert wird, versucht Adam nicht einmal, ihn freizukaufen. Falls er auf seinen alten Job spekuliert, geht die Rechnung auf. Gegenüber Abdels schwangerer Freundin gibt sich der Alte betrübt. Es kommt, wie es kommen muß, und Abdel wird von seinem Vater beerdigt. Die Leiche treibt einen Fluß hinunter. Ein Happy-end fällt aus. Der Film des Regisseurs Mahamat-Saleh Haroun bleibt ruhig; gedämpft untermalt das Plätschern der Wellen im Swimmingpool alltäglichen Wahnsinn. »Un homme quie crie« ist ein gutes Beispiel dafür, daß Afrikas »postindependence generation« sich vom »Kino der Parolen« verabschiedet hat, ohne das Kind mit dem Bad auszuschütten und belanglos zu werden. Beim »Afrikamera«-Festival (man spricht das e wie in Kamera) sind bis Sonntag acht weitere Filme zu sehen, darunter eine Satire über den kongolesischen Diktator Mobutu, eine Dokumentation über den Rastafari-Mythos Haile Selassie (letzter äthiopischer Kaiser) und eine über die erste frei gewählte Staatschefin des Kontinents, Ellen Johnson Sirleaf (Liberia).
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