Fünf von sieben Stationen hat Hillary Clinton auf ihrer Afrika-Antrittsreise mittlerweile abgehakt. Das Echo im Blätterwald bleibt hierzulande dürftig, obwohl offensichtlich ist, dass Afrika in diesen Tagen eine neue - bislang nicht gekannte - politische Relevanz erhält. Das liegt weniger daran, dass der neue US-Präsident afrikanische Wurzeln hat (wie man immer wieder gern indiziert), sondern, dass die jetzige amerikanische Regierung die momentane wie die zukünftige Weltlage anders einschätzt als ihre Vorgänger. Die vorrangige Aufgabe der Außenministerin Clinton ist es deshalb, ihre afrikanischen Gastgeber für eine neue Art von Zusammenarbeit zu gewinnen, im besten Fall für eine strategische und sicherheitspolitische Kooperation. Dass ihr das wohl auch ganz gut gelingt, kann man aber leider in den deutschen Medien nur am Rande in Erfahrung bringen - oder gar zwischen den Zeilen bzw. als klassisches Demeti:
"Die US-Außenministerin betonte zudem, die afrikanischen Länder müssten stärker als bisher den innerafrikanischen Handel stärken. Die USA würden sie dabei unterstützen. Sie verwies jedoch darauf, dass das Afrika-Förderprogramm der USA (Agoa) bisher noch zu wenig genutzt werde. Es ermöglicht knapp 7000 Produkten zollfreien Import in den USA. Anders als in den südafrikanischen Medien berichtet betonte sie jedoch, sie habe mit Präsident Zuma nicht über die Möglichkeit von US-Stützpunkten auf dem Kontinent gesprochen."- schreibt z.B. der "Tagesspiegel" am 09. August 2009.
http://www.tagesspiegel.de/politik/international/USA-Suedafrika-Hillary-Clinton;art123,2868744
Einen Tag später berichtet dieselbe Zeitung, wie aufgewertet sich die Regierung Angolas doch nach den Gesprächen mit Clinton gefühlt hat:
"Nach Gesprächen mit Regierungsvertretern, Abgeordneten und Unternehmern reiste Clinton zur vierten Station ihrer elftägigen Afrika-Reise, in den Kongo weiter. Angolas Außenminister Assunção dos Anjos sagte vor dem Abflug der amerikanischen Delegation, Clintons Besuch habe die bilateralen Beziehungen konsolidiert. Nichts werde "mehr wie früher sein", man habe konkrete Aktionen vereinbart."http://www.tagesspiegel.de/politik/international/afrika/Erdoel-Angola-Hillary-Clinton;art1287,2869964
Amerikanische Militär-Stützpunkte in Afrika also, sowie Öl-und Rohstoff-Koperationen in ganz großem Stil, auf dass "nichts mehr so sein wird, wie früher". Die Diskussion der Fürs und Widers wäre ganz sicher interessant und vielschichtig (Nahrung, Arbeit und Wohlstand für die Afrikaner /Kriegstreiberei und Weltmachtpose bei den USA z.B.).
Nur leider wird darüber nicht gesprochen oder geschrieben in den hiesigen Medien. Viel wichtiger scheint die Tatsache zu sein, dass Hillary Clinton eine Frau ist. Wenn man die Überschriften zu dieser Reise liest, könnte man glauben, die Ex-First-Lady Clinton sei als prominente und wohlmeinende Unicef-Botschafterin unterwegs und nicht als die Vertreterin des mächtigsten Landes dieser Erde. Doch ganz peinlich wird es, wenn man fast in allen Medien versucht, Clinton auf ein "gewohntes Maß" zurückzustufen:
"US-Außenpolitik: Clinton stiehlt Clinton die Show -Ihr prominenter Ehemann wird für US-Außenministerin Hillary Clinton langsam zur Belastung. In Kinshasa demonstrierte sie, wer die Hosen anhat."- titelt z. B. "Focus online" süffisant am 11. August 2009.
http://www.focus.de/politik/ausland/us-aussenpolitik-clinton-stiehlt-clinton-die-show_aid_425038.html
Die "Netzzeitung" vermeldet am selben Tag: "
"Hillary Clinton will nicht in Bills Schatten stehen - US-Außenministerin Clinton hat bei einem Besuch im Kongo pikiert auf die Frage eines Studenten reagiert. Allerdings handelte es sich offenbar um ein Missverständnis."http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1428621.html
Gleich schätzten die "ZDF"-Nachrichten die Situation ein:
"Ehemalige First Lady reagiert pikiert auf uncharmante Frage - Die großen Fußstapfen ihres Gatten Bill verfolgen Hillary Clinton bis in den Kongo. Auf eine uncharmante Frage antwortete sie pikiert: "Sie wollen wirklich, dass ich Ihnen sage, was mein Mann denkt? Mein Mann ist nicht der Außenminister, ich bin es."http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/22/0,3672,7614102,00.html
Der österreichische Internetdienst "Vol" garniert die Meldung noch mit ausgesprochen unvorteilhaften Bildern und einem Video sowie mit Hillarys Werdegang (natürlich an Bills Seite!)
http://www.vol.at/news/politik/artikel/mein-mann-ist-nicht-der-aussenminister/cn/news-20090812-10480945
Und auch "Spiegel online" ließ sich diesen Journalisten- Leckerbissen natürlich nicht entgehen und äußerte sich fast identisch:
"Ehepaar Clinton: Ihr Ehemann Bill befreite in Nordkorea zwei Journalistinnen - US-Außenministerin Hillary Clinton fürchtet nun offenbar, in den Schatten gestellt zu werden. Bei einer Veranstaltung im Kongo reagierte sie dünnhäutig auf die Frage eines Studenten."http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,641651,00.html
Ja und wenn es nicht der Ehemann ist, an dem man sie messen kann, die Frau Clinton, dann doch wenigstens der einstige Rivale und jetzige Vorgesetzte:
"US-Außenministerin Hillary Clinton ist begeistert über ihr Verhältnis zu Barack Obama, sie versteht sich nach eigenen Angaben blendend mit dem US-Präsidenten. Ihre Zusammenarbeit mit Obama funktioniere "besser, als irgend jemand hätte voraussagen können", sagte Clinton am Sonntag in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN. Sie sei "sehr überrascht" gewesen, als Obama ihr das Amt der Außenministerin vorgeschlagen habe, sagte Clinton weiter."http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,641438,00.html
Dass man Hillary Clinton auch viel lieber mit sogenannten "Frauenthemen" - wie Vergewaltigung und Frauenrechten - in Zusammenhang bringt, darüber hier morgen mehr. Für heute noch ein kurzer Hinweis auf die Themen, mit denen sich die US-Außenministerin wohl z.Z. tatsächlich beschäftigt:
"USA erwägen Militäreinsätze - Klimawandel bedroht Sicherheit" - meldete "N-TV" schon am 09. August 2009. Und weiter:
"Die USA sehen im Klimawandel zunehmend eine Bedrohung für die Sicherheit und eine große strategische Herausforderung. So könne in den kommenden Jahrzehnten ein Einsatz der Streitkräfte nötig werden, um die Folgen von schweren Stürmen, Dürre, Massenmigration und Pandemien zu bewältigen, zitierte die "New York Times" Experten aus dem Verteidigungsministerium, Militär und den Geheimdiensten.(...)Demnach wird befürchtet, dass durch die Klimaentwicklung ausgelöste Krisen zum Sturz von Regierungen, zur Förderung terroristischer Bewegungen oder zur Destabilisierung ganzer Regionen führen könnten. Laut jüngsten Studien und Computersimulationen drohten in den nächsten 20 bis 30 Jahren in "verwundbaren" Gebieten, insbesondere in Teilen Afrikas, im Nahen Osten sowie in Süd- und Südostasien, Nahrungsmittel- und Wasserknappheit und katastrophale Überflutungen. Dies wiederum könnte einen humanitären oder auch militärischen Einsatz der USA nötig machen."
http://www.n-tv.de/politik/Klimawandel-bedroht-Sicherheit-article453771.html
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